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Interessante Persönlichkeiten

"Ich wollte schon immer verstehen, wie die Dinge im Detail funktionieren"

Interview mit EMBO-Stipendiatin Louisa Hill (36)

Die European Molecular Biology Organization EMBO steht für internationale Spitzenforschung in den Life Sciences. Sie unterstützt junge, talentierte Forschende bei ihrer Karriere und fördert gezielt den nationalen und internationalen wissenschaftlichen Austausch. Die 36-jährige Postdoktorandin Louisa Hill wird eines der angesehenen EMBO-Fellowships erhalten. Im Interview haben wir sie nach ihrer Karriere, ihren Interessen und ihren Zielen gefragt.

Kannst du uns einen kurzen Überblick zu deiner bisherigen akademischen und beruflichen Laufbahn geben?

Meinen Bachelor habe ich an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg in Rheinbach gemacht und den anschließenden Master in medizinischer Biologie an der Universität Duisburg-Essen. Im Master gab es sogenannte Lab Rotations, also Praktika in verschiedenen Laboren. Durch ein Laborpraktikum in Melbourne kam ich mit der immunologischen Forschung in Kontakt und erfuhr vom Research Institute of Molecular Pathology (IMP) in Wien, an welchem ich schließlich meinen Doktor im Bereich Immunologie machte. Nach meiner Elternzeit kam ich 2023 als Postdoktorandin ans Max-Planck-Institut in Dortmund.

Wie hat sich dein wissenschaftliches Interesse entwickelt?

Ich wollte schon immer verstehen, wie die Dinge im Detail funktionieren.
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Gibt es aktuelle Trends oder Entwicklungen in deinem Fachgebiet, die du besonders spannend findest?

AlphaFold hat für uns einen großen Unterschied gemacht.
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Wie hast du von der Möglichkeit des EMBO-Fellowships erfahren und was hat dich zu einer Bewerbung motiviert?

Während meiner Doktorarbeit am IMP in Wien habe ich häufig mitbekommen, wie sich andere Postdocs um ein EMBO-Fellowship bewarben oder bereits gefördert wurden. Zudem ist es in unserem Fachbereich ein bekanntes und erstrebenswertes Stipendium.

Was bedeutet es, ein EMBO-Fellowship zu haben?

Das EMBO-Fellowship ist ein Postdoc-Fellowship und sichert einem zwei Jahre lang das Gehalt, sodass man finanziell etwas unabhängiger ist. Materialgelder sind dabei nicht vorgesehen. Zudem wird man Teil einer wissenschaftlichen Community und kommt in Kontakt mit anderen oder ehemaligen Fellows. Wenn man eine wissenschaftliche Karriere anstrebt ist das EMBO-Fellowship eine gute Möglichkeit um zu zeigen, dass man Gelder einbringen und Leute von einer Idee, einem Projekt oder einem selbst überzeugen kann.

Welche spezifischen Forschungsprojekte oder -themen planst du, im Rahmen des Fellowships zu verfolgen?

Mich interessiert, wie genau die Kinetochoren und Microtubuli mit dem Centromer, einer Region der DNA, interagieren.
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Kinetochoren und Mikrotubuli binden an das Centromer, eine bestimmte Region der DNA.

Wie gestaltest du deine Arbeitstage am MPI Dortmund? Hast du spezielle Routinen oder Strategien zur Organisation deiner Forschung?

Feste Routinen habe ich gar nicht so wirklich. Es kommt immer sehr darauf an, was gerade ansteht. Es gibt Tage, da sitze ich hauptsächlich am Schreibtisch und versuche Sachen zu planen oder zu lesen. An anderen Tagen bin ich nur kurz am Schreibtisch, schaue über die E-Mails und gehe dann direkt ins Labor. Das ist total variabel. Ich versuche am Anfang einer Woche zu planen, welche Experimente ich machen möchte und welche ich zeitlich schaffen kann. Nicht selten wird dieser Plan dann aber schnell wieder durcheinandergebracht, wenn neue, unvorhergesehene Dinge geschehen.



Wie siehst du die Rolle internationaler Stipendien, wie dem EMBO-Fellowship, in der Förderung der wissenschaftlichen Gemeinschaft?

Ich denke schon, dass ein EMBO-Fellowship die wissenschaftliche Gemeinschaft fördert. EMBO organisiert sehr viele Kurse, bei denen man mit anderen Forschenden, die an ähnlichen Themen arbeiten oder gleiche Methoden nutzen, in Austausch kommen kann. Auch lernt man Menschen kennen, die karrieretechnisch an einem gleichen Punkt wie man selbst stehen. So können sich internationale Kollaborationen und auch Freundschaften entwickeln.

Was inspiriert und motiviert dich in deiner Forschung? Gibt es bestimmte Persönlichkeiten, die dich beeinflusst haben?

Ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht. Es sind eher viele Kollegen und Kolleginnen von früher und auch heute, die mich faszinieren. Insbesondere Wissenschaftlerinnen, die zeitgleich Mütter sind und beides gut managen, finde ich sehr inspirierend. Mein größtes Ziel ist es, Forschung und Privates weiterhin gut unter einen Hut zu bekommen.

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Wie schaffst du es, eine Balance zwischen deinem Berufsleben und deiner Freizeit zu finden? Gibt es bestimmte Hobbys oder Aktivitäten, die dir helfen abzuschalten?

Balance halte ich, weil ich keine andere Wahl habe. Wenn meine Tochter aus der KiTa abgeholt werden muss, dann kann ich nicht im Labor bleiben. Daher versuche ich mich auf der Arbeit so gut wie möglich zu organisieren, sodass ich die Sachen, die ich mir für den Tag vorgenommen habe, auch wirklich schaffe. Ich versuche zu akzeptieren, dass meine Tage begrenzt sind und das Beste daraus zu machen. Meine verbleibende Freizeit verbringe ich eigentlich immer mit meiner Tochter. Wenn ich sie nicht gerade von der KiTa abhole, dann ist sie bereits zuhause, wenn ich von der Arbeit komme. Viel Zeit für Hobbys bleibt da nicht. Wir versuchen aber so oft wie möglich Ausflüge zu machen, uns zu bewegen oder die Familie zu besuchen.